Johannes Brahms’ 4. Sinfonie erlebte am 25. Oktober 1885 ihre Uraufführung. Als ein Werk der Spätromantik steht sie im Mittelpunkt des neuen Ballettabends und wird komplementiert
durch Anton Weberns Passacaglia op. 1 von 1908 sowie dessen Symphonie op. 21, die 1927 entstand.
Andris Plucis’ choreografische Sprache trifft auf die Bilderwelt des renommierten Eisenacher Fotografen Ulrich Kneise, dessen sensible und erzählerisch angelegte Fotografie durch zahlreiche Publikationen und deutschlandweit gezeigte Ausstellungen große Bekanntheit erlangte. Die Kostüme von Danielle Jost übertragen die Stimmungen seiner Bilderwelt auf die Körperlichkeit der Tänzerinnen und Tänzer.
Mit den unterschiedlichen Ausdrucksmitteln des Tanzes und der Fotografie entsteht ein abstrahierender Rückblick auf die jüngere deutsche Vergangenheit, ausgehend von den letzten Jahren der DDR. Bilder, die das Leben in der DDR schuf, verschwanden aus dem Alltag und sanken hinab in die Erinnerung. Damit greift der Ballettabend „Verschwundenes Bild” das Gedenken an die friedliche Revolution von 1989 auf.
Es geht dem Choreografen Andris Plucis aber um weit mehr als um ein Erinnern an die bewegten Jahre seit 1989. Vielmehr sucht er nach einem heutigen ästhetischen Standort, um grundlegende Fragen nach der Stellung des Individuums in gesellschaftlichen Spannungsverhältnissen auszuhandeln.