THEATERSTÜCK VON GEORGE TABORI (1914-2007)
Fünf Tote: ein jüdisches Ehepaar, ihre körperbehinderte Nichte und zwei Homosexuelle auf dem Friedhof. Kommt ein junger Nazi vorbei und besprüht die Grabsteine. „,Verrecke’ mit ck, mein Junge”, sagt Herr Stern, der tote Jude. „Danke”, sagt der Nazi, bessert aus und läuft davon.
Das ist die Anfangsszene von George Taboris Stück „Jubiläum”, geschrieben zum 50. Jahrestag der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland. Am 01.09.2019 jährt sich der Überfall auf Polen, somit der Beginn des Zweiten Weltkriegs, zum 80. Mal. Ein „Jubiläum”?
Die geschickte Verflechtung von Lustig-Skurrilem mit erschütternd Dokumentarischem in einem ungemein dichten Spiel ermöglicht es einem nicht mehr, den in Verbindung mit Naziverbrechen und deren Sühne gern gegangenen Weg zu deren Verdrängung zu gehen. Gerade durch Humor, Menschenwürde und leisem Optimismus, die Grundhaltung dieses Stücks, wird das nicht Aufgearbeitete schmerzhaft wie eine klaffende Wunde.